Krippentradition in Spanien
In Spanien hat sich, genau wie in Italien, eine sehr blühende und bemerkenswerte Krippenkunst entwickelt.
Ihr Erfolg auf der Iberischen Halbinsel ist vor allem auf die Entwicklung der Mentalitäten und der Glaubensausübung zurückzuführen. Der Einfluss von Ignatius von Loyola (1491-1556) und seines Ordens war ausschlaggebend. Der Heilige legte größeren Wert auf mystische Erfahrungen und Kontemplation. Das Andachtsbild wurde schon sehr früh als Meditationsstütze verwendet. Der Gründer des Jesuitenordens hatte geistliche Übungen eingeführt; Höhepunkt der dadurch erlebten mystischen Erfahrung war die dreidimensionale Darstellung des Geheimnisses der Menschwerdung Gottes. Mit Ausnahme eines Beschlusses der Synode von Orihuela im Jahre 1600, der den Gebrauch von Marionetten (sic) bei Weihnachtsspielen auf dem Kirchenaltar untersagte, erfuhr die Krippe kein weiteres erwähnenswertes Hindernis in ihrer Entwicklung. Sie war schon im ausgehenden Mittelalter in einigen spanischen Kirchen und Klöstern bekannt (3). Ihre Bedeutung nahm in der Barockzeit zu. Louisa Roldan (1656-1704), die Tochter des berühmten Seviller Bildhauers Pedro Roldan, schnitzte – heute verloren gegangene - Krippenfiguren für König Karl II. und durfte den Titel „Kammerbildhauerin des Königshauses“ tragen. Zur gleichen Zeit entwarf ein aus Madrid stammender Ordensgeistlicher, Bruder Eugenio Guttiérrez de Torices (†1709), barocke Kompositionen aus feinen, sehr realistischen Wachsfigürchen. Diese in Wandnischen hinter Glas verschlossenen Kompositionen enthielten eine Fülle von Details.
Diese Kunst fand endgültig allgemeine Verbreitung nach der Thronbesteigung Karls III., dem früheren König von Neapel, der ihr eine wahre Leidenschaft entgegenbrachte. Man kann davon ausgehen, dass das Krippenthema unabhängig von der Hof- oder Kirchenkrippe schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts allmählich in den besseren Kreisen der Bevölkerung allgemeine Verbreitung fand. Leitende Künstler namhafter Werkstätten, die für Kirchen arbeiteten, wie Ramon Amadeu i Grau (1745-1821) und Damian Campeny i Estrany (1771-1855), der später nach Rom zog und Freund von Canova wurde, leisteten einen entscheidenden Beitrag in der Entwicklung der katalanischen Krippe. Ein anderer Künstler, Domingo Talarn i Ribot (1812-1902), Schüler des Letztgenannten, bevorzugte jedoch unter dem Einfluss der romantischen Strömung des 19. Jahrhunderts die Figuren und Landschaften orientalischen Stils, indem er sich um eine äußerst präzise Authentizität bemühte, die man fast schon als archäologisch bezeichnen kann (4). Zu dieser Zeit hatte sich die Tradition schon gut eingebürgert: Es ist erwiesen, dass es um das Jahr 1786 schon einen Krippenmarkt vor der Kathedrale in Barcelona gegeben hat (5). Sein Ursprung dürfte sogar älteren Datums sein. Diesen Sankt-Luzia-Markt gibt es auch heute noch mit unterschiedlichem Erfolg. Er gilt immer noch als einer der bedeutendsten der Welt, obschon er seit 1979 nur noch als Weihnachtsmarkt bezeichnet wird. Man findet dort zahlreiche Verkaufsstände mit Figuren, die hauptsächlich aus Terrakotta angefertigt sind, pflanzliche Materialien, Korkeichen-Rinde, ....
Die überall verbreitete traditionelle Form bestand früher darin, eine ganze Landschaft mit Korkrinde, frischen und getrockneten pflanzlichen Materialien, Sand und Erde zu erstellen. Für diese Kompositionen brauchte man relativ viel Platz. In den bürgerlichen und Patrizierfamilien zögerte man nicht, in ein und derselben Krippenlandschaft alle Stationen der Kindheit ab Mariä Verkündigung bis zur Flucht nach Ägypten darzustellen. Hier sei bemerkt, dass die Wohnhäuser zur damaligen Zeit oft viel größer waren. Heute folgt die Hauskrippe immer noch den gleichen Prinzipien, ihre Ausmaße sind jedoch in den meisten Familien kaum größer als die eines Tisches.
1912 baute der Geschäftsmann Antoni Moliné (1880-1963) die Krippe bei den Karmelitern in der Montsenystraße in Barcelona. Aus Platzmangel hatte er den Einfall, für eine Szene von der Verkündigung an die Hirten die Berge im Hintergrund aus bemaltem Gips anzufertigen. Er besorgte sich den Werkstoff bei einem im Kloster beschäftigten Arbeiter. Da diese Methode zu ausgezeichneten Ergebnissen führte, wandte er sie im folgenden Jahr öfter an. Zwei Jahre später baute er die ganze Krippe auf diese Weise. So ist die Technik des Dioramas entstanden! (6) Das Thema – und hierbei kann es sich um eine biblische Episode oder einen Weihnachtsbrauch handeln – wird in etwa wie in einem Miniaturtheater behandelt, das streng den Regeln der Perspektive folgt.
Ein Teil der ersonnenen oder wirklichkeitsgetreuen Landschaft wird so in ihrer Gesamtheit trotz eines geringen Tiefenraumes – bei den größeren Werken zwischen zwei und fünf Metern – nachgebildet, mit betonter Perspektive.
Die gründliche Studie der Details und der Accessoires, die Beleuchtung und die Farben verleihen dem Ganzen einen Hauch von Realität und Geheimnisvollem, was gut zum eigentlichen Charakter der Krippe passt. Dem Betrachter enthüllt sich die Szenerie hinter einer Glaswand. Er hat den Eindruck, sich vor einem dreidimensionalen Gemälde zu befinden.
In den meisten Fällen begrenzt die vordere Ebene – eine Grotte, ein Stall oder ein Wohnraum - die Komposition. Durch die Türen, Fenster oder Öffnungen erkennt man eine Landschaft, die aus zwei oder drei hintereinander gereihten Teilen besteht.
Diese Art von Krippe ist in ganz Spanien weit verbreitet, ohne aber die einzige zu sein. Jede Region hat ihre eigenen Dioramastile oder Techniken.
In der Region von Alicante findet man z.B. Krippen in Form von raffiniert ausgearbeiteten Tafeln. Die ganze Kunst besteht darin, eine Krippenlandschaft perspektivisch in einem Tiefenraum von nur wenigen Zentimetern darzustellen.
Im Baskenland gibt es in der Region von Guipúzcoa die Tradition der Tragkrippe, wie wir sie auch in gewissen Landstrichen Mitteleuropas vorfinden. Diese kindlichen kleinen Werke aus der Volkstradition werden Jaiotzas genannt. Den Härten des Winters trotzend, bringen Kinder in Baskentrachten sie auf einer Tragbahre. So überbringen sie die Darstellung der Geburt Christi und die Weihnachtsfreude in die abgelegenen Bauernhöfe, von Weiler zu Weiler.
Das Portal von Belèn bezeichnet eine Krippe kleineren Ausmaßes, in etwa so wie wir sie in Nordeuropa kennen.
Wie zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts sind in Barcelona Jutestoff und Gips immer noch die bevorzugtesten Werkstoffe. Die anderen Vereinigungen verwenden häufiger Styropor und verschiedene Isolierungsstoffe. Das Diorama ist eigentlich keine volkstümliche Darstellungsform. Es ist jedoch so weit verbreitet, dass es in Spanien unumgänglich ist (7). Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist das Diorama auch in Italien bekannt und weit verbreitet. Die heutigen Krippenbauer betrachten es vom szenografischen und künstlerischen Standpunkt aus als die vollendetste Form. Es wird vor allem in Gemeinschaften verwendet.
Diese Krippenanlagen, so schön sie auch sein mögen, sind nur von kurzer Dauer. Die meisten von ihnen werden nach der Weihnachtszeit vernichtet. Nur die Figuren werden aufbewahrt.
Man unterscheidet die Krippenbauer, die die Krippenlandschaft erstellen, und die Bildhauer oder Figurenhersteller, die sich auf die Anfertigung der Personenfiguren spezialisiert haben. Erstere gibt es zu Tausenden.
Heutzutage werden die meisten spanischen Figuren aus gepresstem, in Formen gegossenem oder von Hand modelliertem Terrakotta angefertigt. Einzelstücke nennt man „de palillo“ in Anspielung auf den „pal“, d.h. Pfahl, der bei der Anfertigung der Figur als Halterung dient. In Dioramen verwendet man zwei Arten von Figuren: Einzel- oder Serienfiguren. Sie sind naturalistischen Stils und jedes Detail wird genauestens, in korrekten Proportionen wiedergegeben, um das Ganze so wirklichkeitsgetreu wie möglich darzustellen. Um sie stabiler zu machen, erstellen die Kunsthandwerker verschiedene Teile aus Blei: Hände mit Einzelfingern, vom Körper getrennte Arme, Pfoten, Hörner und Ohren einiger Tiere.
Ausgenommen in den großen Kompositionen wahrt das Diorama in den meisten Fällen einen sehr persönlichen Charakter und umfasst nur eine begrenzte Anzahl von Figuren in abnehmender Größe.
Im Gegensatz dazu werden die meisten volkstümlichen Figuren, die keine originalen Kreationen sind und auch Cacharreria genannt und somit einfacher Töpferware gleichgestellt werden, mit gebrauchten, alten Formen hergestellt, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Der übermäßige Gebrauch dieser Formen hat nach und nach die Konturen verschwinden lassen, was den Figuren ein naives und etwas rundliches Aussehen verleiht und sie etwas veraltet erscheinen lässt. Ihre Anfertigung ist oft das Ergebnis einer nicht sehr ausgefeilten Technik. Die Tierpfoten werden mit Nägeln oder Draht angefertigt. Sie werden mit grellen Farben bemalt, manchmal sogar überladen. Durch die Darstellung der verschiedenen Berufe oder des volkstümlichen Lebens entstehen des öfteren Anachronismen und geschichtliche Ungereimtheiten. Im Unterschied zu den Dioramen, finden wir sie häufig in den Krippen vor.
Die bildliche Darstellung der Akteure der Weihnachtsgeschichte, d.h. die Heilige Familie, Ochs und Esel und der Engel, entspringt den landläufigen Vorstellungen. Sie werden oft in Anbetungshaltung dargestellt und knien rund um das göttliche Kind, während die „kunstvolleren“ Figuren nicht einem solch zwingenden Rahmen unterworfen sind. Sie sind origineller und Ausdruck einer größeren Kompositionsfreiheit.
Die Produktionszentren befinden sich in Katalonien (in Barcelona und in Olot), in Murcia, in Madrid und, in geringerem Maße, in Andalusien, u.a. in Granada und in der Region von Cádiz (Jerez de la Frontera).
Barcelona und Katalonien
Katalonien hat, wie schon vorher erwähnt, eine alte Krippentradition. Zwei Stilformen sind vertreten: Der orientalische oder hebräische Stil und der heimatliche Stil, dessen Erfolg in den verschiedenen Epochen unterschiedlich war.
Die volkstümlichen Werke, von einfachen Leuten erschaffen, sind meistens anonym geblieben. In den 30er Jahren war es Joan Amades (8) jedoch gelungen, mehr als hundert Namen von Bildhauern und Figurenherstellern zu erfassen, die mit der Herstellung von Krippenfiguren im Katalonien des 19. Jahrhunderts in Verbindung zu bringen sind. Der bekannteste und einer der begabtesten ist immer noch Talarn, den wir bereits vorher erwähnt haben.
Es ist natürlich unmöglich, alle Bildhauer zu nennen. Einige Namen haben das 20. Jahrhundert durch ihre Neuerungen, ihre Originalität oder die Qualität ihrer Werke geprägt.
Lluis Carratalà i Vila (1895-1991), ein begabter Bildhauer und Theaterschauspieler, ist besonders wegen seiner bemerkenswerten Darstellung der katalanischen Trachten hervorzuheben, die er selber auf der Bühne getragen hat. Unter der Franco-Diktatur hatte ein Offizier der Bürgerwehr ihm während des Sankt-Luzia-Marktes befohlen, alle Figuren mit der Baratine, der roten Katalanenmütze, die zu einem politischen Symbol geworden war, aus dem Verkauf zu ziehen. Der Willkür trotzend und vom Prinzip ausgehend, dass man ihn nicht daran hindern konnte, die wichtigsten Figuren zu verkaufen, war er der Erste, der die Heilige Familie in ortsüblichen Trachten anfertigte ... indem er allerdings darauf achtete, Josef stets barhäuptig zu lassen! Bühnenwirkung, Sinn für Inszenierung und Komposition sind in seinem Werk allgegenwärtig. Dies wird besonders in den Dioramen deutlich, in denen die örtlichen Weihnachtsbräuche dargestellt werden. Zum Beispiel, die Heimkehr der Familienmitglieder ins väterliche Haus anlässlich des Festes, gemäß des Sinnspruchs: "Per Nadal, cada ovella al seu corral" (Zu Weihnachten kehrt jedes Schaf in seinen Stall zurück); das Caga Tio, ein Spiel, das erfunden wurde, um die Kinder während der Vorbereitungen an Heiligabend zu beschäftigen und das darin besteht, mit einem Stock die Süßigkeiten, die in einem hohlen Stamm versteckt sind, herauszuziehen; die Nit de Reis (die Nacht der Könige), eine Anspielung auf die Heiligen Drei Könige, die den Kindern in der Nacht zum Dreikönigsfest die Geschenke bringen. Erwähnenswert ist auch die Weihnachtsgeschichte als Katechismuslektion, die die Großeltern den Kindern an der Krippe vortragen. Montserrat, die inzwischen sehr betagte Tochter von Lluis Carratalà i Vila führt auch heute noch mit den Formen ihres Vaters eine bescheidene Produktion fort (9).
Die Werkstätte Castells hat eine vorbildliche Entwicklung gekannt. Sie ist in ganz Spanien und im Ausland so berühmt, dass die spanische Post sogar eines ihrer Werke 1976 auf einer Briefmarke verewigt hat.
Marti Castells i Marti (1915-1995) hat sich, nachdem er die Formen seines Vaters überarbeitet hatte, mit der Produktion tausender Einzelstücke von außergewöhnlichem Realismus einen Namen gemacht, während seine Brüder Juan (1909-1988) und Josep (1913-2002) das Unternehmen verwaltet und die Produktion der Serienfiguren gewährleistet haben. Letztere verkörpern eine Art Klassizismus der spanischen Krippe. Marti Castells hat hauptsächlich Modelle biblischen Stils angefertigt. Eine äußerst reichhaltige Themenvielfalt kennzeichnet seine Werke: Er hat den ganzen Zyklus ab Mariä Verkündigung bis zur Flucht nach Ägypten und das Haus in Nazareth in Tonerde dargestellt, aber auch Stationen aus dem öffentlichen Leben und dem Leidensweg Christi. Er hat auch katalanische Gruppen aus verschiedenen Regionen (Barcelona, Lérida, ...) und baskische Trachten modelliert. Bei einigen seiner Kreationen ist der Einfluss alter Meister erkennbar: u.a. ist ihm eine sehr schöne Anbetung durch die Hirten zu verdanken, die nach einem Gemälde von Murillo modelliert und in Serie hergestellt worden ist (10).
Die Neffen von Marti Castells, Joan (1948) Castells i Badia und sein Bruder Marti (1950) führen das Familienunternehmen in der dritten Generation weiter; leider erreichen sie jedoch nicht die gleiche Kreativität oder Schaffensfreude wie ihre Vorgänger!
Eine andere berühmte Familie ist die der Daniels. Der Autodidakt José Daniel i Ursueguia (1909-1990) (11) war Spezialist für biblische Figuren, die sich durch ihre Bewegung und die genaue Darstellung der Muskulatur und der Anatomie auszeichnen. Seine Hirten tragen oft Schafsfelle.
Sein Sohn, auch José Daniel genannt, führt die Produktion der Werke seines Vaters fort, schafft jedoch auch eigene Werke. Die Colomer, anfangs Fachleute für wunderbare Krippenlandschaften aus Kork und Hersteller von Santons aus Kunststoff, haben seit Ende der 80er Jahre mit der Anfertigung von Terrakottafiguren begonnen, die an die Werke der Daniels erinnern.
Auch die Mitglieder der Familie Muns stellen seit drei Generationen Krippenfiguren her. Manuel Muns i Ferreres (1903-1995) wurde von seinem Vater Vincenç ausgebildet (1880-1970), der zahlreiche Formen von 12 Zentimetern anfertigte, ohne selber die Abzüge der Figuren vorzunehmen. Während mehrerer Jahre arbeitete er bei den Castells und machte sich dann selbstständig. Er hat sich durch die Modellierung der Tiere einen Namen gemacht. Seine Figuren sind hauptsächlich orientalischen Stils und kennzeichnen sich durch originelle und sehr natürliche Körperhaltungen. Sein Sohn Andreu Muns i Fernandez (1939) ist der Dritte in Folge, der die Tradition weiterführt (12). Er hat sich auf die Anfertigung von heimatlichen Figuren spezialisiert.
In einem zeitgenössischeren Rahmen fertigt Monserrat Ribes i Davius de Castellar del Vallès in Öl bemalte Gruppen aus Harz mit viel Sinn für Ästhetik und Komposition. Diese Figuren sind manchmal etwas schwieriger in ein Diorama einzufügen. Das Natürliche ist allgegenwärtig und das Anekdotische rührend. Besonders erwähnenswert ist u.a. die Jungfrau Maria in katalanischer Tracht, die das Hinterteil des Jesuskindes säubert, und Joseph, der mit frischen Windeln herbeieilt.
Im Bereich der Tradition der volkstümlichen Figuren ist das Werk der Gebrüder Vidal i Roca, José (1915) und Ramon (1925) zu erwähnen, deren Produktion heute eingestellt ist. Sie waren seit 1942 im Pueblo Espanol niedergelassen. Ihr berühmtestes Werk ist ihre Darstellung der zwielichten Figur des Caganer (13), die mit heruntergezogener Hose an der Krippe ihr Geschäft verrichtet.
José Barbero Rodriguez nimmt einen besonderen Platz in der Welt der Figurenhersteller ein. Im Jahre 1929 wurde er als Sohn einer Bildhauerfamilie aus Granada geboren und erhielt eine solide Ausbildung bei seinem Onkel Rafael Barbero Medina, einem Bildhauermeister der Seviller Schule. Von 1969 bis 1999 arbeitete er als Bildhauer-Restaurator und befasste sich mit der Konservierung und der Reproduktion der Originalwerke aus der Kathedrale Santa Cruz von Barcelona. Er hat zahlreiche „de palillo“-Figuren von 10 Zentimetern modelliert, bei denen der Einfluss der Werke von Ramón Amadeu Grau und von Francisco Salzillo erkennbar ist. Jedes Stück aus seinen Händen ist von barockem Stil und einmalig. Er verwendete Probe-Gussformen, um die Größe der Figuren zu bestimmen. Für jede einzelne überarbeitete er die Tracht, die Körperhaltung und feilte an den Gesichtszügen, die immer verschieden sind.
Die kleine Stadt Olot ist ein weiteres wichtiges Produktionszentrum im Norden von Katalonien, aber es herrscht dort eine ganz andere Grundhaltung. Sie ist auf die religiöse Bildhauerkunst ganz allgemein spezialisiert und exportiert in die ganze Welt. Hier findet man sehr große Stücke von über 40 Zentimetern. Die Werke der Oloter Schule eignen sich besonders gut für öffentliche Monumentalkrippen. Sie werden meistens in Gips oder in Holzmasse angefertigt, einem Gemisch aus dem Grundstoff Gips und pflanzlichen Elementen. Dieses Verfahren erlaubt die Segnung der Statuen, weil man ihnen ursprünglich lebende Bestandteile beigefügt hat. Die am besten gelungenen Modelle haben Glasaugen, die - nach einem fast chirurgischen Eingriff - vom Inneren des Kopfes eingesetzt werden. Das Jesuskind in Lebensgröße, das jedes Jahr bei der Christmette in der Geburtskirche in Bethlehem verwendet wird, stammt aus diesem spanischen Städtchen. Diese im Jahre 1880 unter dem Anstoß des Malers Vayreda, des Direktors der örtlichen Schule für Schöne Künste Joseph Berga i Boix und von Valenti Carrera geschaffene Industrie sollte den arbeitslosen Künstlern wieder Arbeit beschaffen, indem sie mit der französischen sogenannten „sulpizianischen“ Bildhauerkunst konkurrierte. Hier finden wir die gleichen Einflüsse: stilisierte Formen, dominierender Akademismus und Pastelltöne, die manchmal etwas kitschig erscheinen. Zur Zeit beschäftigen sich 300 Personen mit einer Produktion, die von etwa zwanzig Werkstätten aus in die ganze Welt verschickt wird (14).
Murcia und der Osten
Murcia in der Ostprovinz ist mit Katalonien wahrscheinlich die Region, die den größten Beitrag zur Entwicklung der Krippenkunst in Spanien geliefert hat. Ihren Bekanntheitsgrad verdankt sie dem Bildhauer Francisco Salzillo Alcaraz (1707-1783). Als Sohn eines aus Capua bei Neapel stammenden Bildhauers übernahm er von seinem Vater die Tradition der Krippenkunst. Er zeichnete sich zunächst durch die Darstellung der großen Themen der Passion und der Prozessionsgruppen in der Karwoche, den Pasos, aus (15). Am Ende seines Lebens nahm er ein grandioses Werk in Angriff, das immer noch als ein Meisterwerk des spanischen Barocks gilt: Die große Krippe von Don Jesualdo Riquelme mit ihren 556 Figuren von 30 bis 10 Zentimetern Größe, von denen 166 Engel oder Menschen darstellen. Die übrigen Figuren sind Tiere. Durch die verschiedenen biblischen Stationen von der Heimsuchung Mariä bis zur Flucht nach Ägypten hat Salzillo mit einer Unmenge von Details die Realität seiner Zeit dargestellt: Hirten, Arbeiter, Bettler, so wie er ihnen begegnen konnte. Sein Lieblingsschüler Roque Lopez hat viele von ihnen modelliert. Er hat die meisten architektonischen Elemente angefertigt, die auch heute noch teilweise erhalten sind. Dieses Meisterwerk diente als Vorbild für die allgemeine Ästhetik der spanischen Krippe. Es spielte auch eine wesentliche Rolle beim Aufkommen der regionalen volkstümlichen Krippenstile.
Im 19. Jahrhundert blieb die Tradition in verschiedenen Werkstätten und bei namhaften Künstlern wie Santiago Baglietto (1784-1835) und Francisco Sanchez Tapias und seiner Familie erhalten.
Heute findet man in Murcia zahlreiche Werkstätten, von denen einige bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts bestehen. Die Mehrzahl dieser Werkstätten ist eng mit einigen renommierten Familien verbunden. Die meisten dieser Kunsthandwerker arbeiten in einem Team zusammen.
Der 1918 geborene José Cuenca Valverde ist der Älteste der Figurenhersteller aus Murcia. Er hat im Geiste der Schule von Salzillo gearbeitet. Seine Modelle sind etwas schlichter und greifen auf die Trachten und Körperhaltungen des 18. Jahrhunderts zurück. Der in der Volkstradition übliche Farbenreichtum wird mit noch kräftigeren Farben als die der Originalwerke behandelt.
Die biblischen Figuren sind zur Zeit die beliebtesten oder am meisten exportierten.
Sie sind aus gegossenem Barbotine (Töpferkitt) und meist teilweise mit verleimten und bemalten Stoffen bedeckt. Diese Technik, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Sizilien erfunden wurde, ermöglicht die Serienanfertigung der Figuren, deren Körper nur ansatzweise geformt oder modelliert sind. Die Verwendung von Stoffen, die durch ein Gemisch von Leim und Kreide erhärtet werden, gestattet dem Bildhauer eine sehr schnelle Ausführung, senkt die Herstellungskosten und ermöglicht einen sehr natürlichen Faltenwurf. Neutrale oder dunkle Farben werden eindeutig bevorzugt. Diese in großen Serien angefertigten Figuren sind von guter ästhetischer und technischer Qualität. Zahlreiche Produktionsstufen, Ausbesserungsarbeiten, das Bemalen, das Einkleistern der Stoffe werden von Hand gemacht. Durch ihre Machart sind sie eher für volkstümliche Krippenanlagen mit Naturelementen geeignet. Sie werden in Familienkrippen verwendet oder auch in Krippen, die unter freiem Himmel aufgebaut werden.
Die begrenzte Größe dieser Figuren, die bis auf wenige Ausnahmen nicht größer als 25 Zentimeter sind, ermöglicht es, gleichzeitig in einem selben Rahmen verschiedene biblische Szenen und Szenen aus dem Alltagsleben zusammenzustellen. Die Krippe wird zu einer heiligen Geschichte, die die Kindheit Jesu in Kurzfassung darstellt.
Manuel Ortigas Mendes (†1979) leitete die größte Krippenwerkstätte Spaniens. Er beschäftigte bis zu fünfzig Mitarbeiter und exportierte seine Werke in die ganze Welt. Er hat auch Werkstätten in Lateinamerika eröffnet. Er arbeitete sowohl im volkstümlichen als auch im orientalischen Stil (16). 1978 machte er in Aufsehen erregender Weise Konkurs. Um die Angestellten bezahlen zu können, wurden seine Formen überall hin verkauft, ein anderer Teil wurde vernichtet.
Ihm folgend schuf José Fernandez Modelle für ihn und arbeitete in neuen Polychromien. Er gründete seine eigene Werkstätte unter dem Markenzeichen „Decorarte“. Seine Stücke sind bei Sammlern sehr geschätzt.
Die drei Brüder Griñan - Manuel, Juan Antonio und Jesus – erlangten im Laufe der vergangenen Jahrzehnte internationales Ansehen. Ihre Werke verbanden Klassizismus und klare Linienführung und hatten sehr fein modellierte Gesichter. Sie schufen öffentliche Monumentalkrippen, so z.B. die Krippe, die 1981 im Salzillo-Stil in Murcia entstanden ist und gleichzeitig die große orientalische Krippe, die zu Weihnachten 1991 in Brüssel aufgebaut und im darauffolgenden Jahr in der Krippana ausgestellt worden ist. Einige ihrer Kinder haben Werkstätten eröffnet; deshalb ist es nicht immer leicht, die Produktionen der einen und der anderen zu unterscheiden.
Zur Vervollständigung dieser knappen Übersicht sei noch erwähnt, dass Pedro Serrano Monino alleine die Werke der östlichen Schule repräsentiert. Die Krippe fasziniert ihn schon seit seiner Kindheit. Er vertreibt unter dem Label Artisanat Serrano die Produktion verschiedener Hersteller in der ganzen Welt. Die Monumentalkrippe, die jedes Jahr in San Javier (Murcia) aufgebaut wird, stammt aus seiner Werkstätte. Sie ist im Freien über eine Gesamtfläche von 300 Quadratmetern aufgebaut und umfasst mehr als 3000 Figuren. Sie ist in ganz Spanien bekannt.
Madrid
In der Hauptstadt Madrid gibt es seit langer Zeit eine Krippentradition. Sie muss sich schon ziemlich früh in den einfachen Volksschichten verbreitet haben, da schon 1850 ein erster Krippenmarkt auf der Plaza de Santa Cruz stattgefunden hat. Heute findet er auf der Plaza Mayor statt. Die Region zeichnet sich jedoch eher durch die Anzahl ihrer Krippenlandschaftsbauer als durch die Anzahl der Figurenhersteller aus. In der Vergangenheit haben nur einige Namen wie Eugenio Gutiérrez de Torrices, der hauptsächlich mit Wachs arbeitete, Alejandro Martin (†1946), der in der Darstellung der volkstümlichen Typen spezialisiert war, Bonifacio Anton, der eine Produktion aus Gips geschaffen hatte, oder Luis Bundia, der in den 60er Jahren verstorben ist, sich besonders hervorgetan.
In der aktuellen Produktion in Spanien nehmen zwei Madrider Künstler einen herausragenden Platz ein. Der erste, Obdulia Acebedo, ist untypisch, was seinen Stil und den verwendeten Werkstoff betrifft. Bei der Gestaltung der Körper zieht er das Papiermaché dem Terrakotta vor. Die manchmal bis zur Emphase getriebene Gestik der Figuren verleiht ihnen einen dramatischen Zug. Er umhüllt seine Figuren anschließend mit faltenreichen Stoffen, was den barocken Charakter seiner Werke noch unterstreicht, deren tadellose Technik eher der Kunst als der volkstümlichen Tradition zuzuschreiben ist.
Der Zweite, José Mayo Lebrija, ist weit über die Iberische Halbinsel hinaus bekannt. Er wurde 1941 in Toledo geboren und seit dem Alter von 14 Jahren in der Schule von Murcia ausgebildet. Er erreichte einen ersten Preis bei einem Krippenfiguren-Wettbewerb, den die Vereinigung der Belenistas und die Gemeinde von Madrid veranstaltet hatten. Noch berühmter wurde er durch die Große Krippe von Madrid mit ihren 240 „de palillo“-Figuren, die er im Jahre 1988 in Paris zusammen mit dem verstorbenen Krippenbauer Cruz Àvalo († 1992) errichtete. Genau wie Castells war Mayo sehr erfolgreich in der Schaffung von Einzelstücken. Die Serienanfertigung wurde durch zahlreiche Mitarbeiter gewährleistet. Charakteristisch für seine Arbeit ist die Feinarbeit, die Harmonie und die Natürlichkeit der Körperhaltungen. Seine Figuren sind mit Acrylfarbe bemalt. Die harmonischen, aber wenig kontrastreichen Farbmischungen erinnern an die der Figuren aus Murcia. Die Bekleidung aus biblischer Zeit wird sehr detailgetreu in einem Stil nachgebildet, der sich deutlich vom Stil der katalanischen Figuren unterscheidet (17).
José Luis Mayo hat auch verschiedene, sehr gelungene Heimatkrippen geschaffen, die ihre Inspiration in den Traditionen und der Folklore finden: eine baskische Krippe, eine aus Madrid, eine aus Navarra, eine aus Sevilla, ...: sie wurden für die verschiedenen Vereinigungen geschaffen.
Andalusien
Bereits im Andalusien des 18. Jahrhunderts wird die Figurenherstellung für volkstümliche Krippen erwähnt.
Die Terrakottafiguren von Angel Martinez Garcia (1882-1946) aus Puerto de Santa Maria sind von ausgesprochen heimatlichem Stil (18). Seine Werke spiegeln sehr detailgetreu die andalusische Gesellschaft sowohl auf dem Lande als auch am Meer wider. Jedes Stück ist aus der Kombination verschiedener Formen entstanden. Seine Hirtengruppen mit ihren Tieren, Ziegen, Schafen oder Kühen (eher seltene Tiere in der Region) sowie seine Fischergruppen in den Felsen sind besonders bemerkenswert.
Zu Lebzeiten erhielt der Künstler verschiedene Auszeichnungen: den Großen Preis der Ausstellung über das Weihnachtsfest aus der Hand des Königs Alfons XIII. im Jahre 1927, die Erste Medaille der Gewerkschaft der Kunsthandwerker im Jahre 1943 und das Ehrenzeugnis beim Nationalen Wettbewerb für Krippenfiguren im Jahre 1944.
Nach seinem Tod setzte seine begabte Nichte Carmen Guttiérrez Gallardo sein Werk fort. Seit 2000 wird die Familientradition unter dem Namen Sucecores de Angel Martinez, S.L. weitergeführt. Der jüngste Nationale Kongress in Spanien (Juni 2003), der in der Stadt Puerto de Santa Maria durchgeführt worden ist, hat den Künstler und sein Werk ins Rampenlicht gerückt. Seine Formen und seine Krippen werden durch eine Stiftung geschützt.
Schließlich verdient das Werk zweier anderer Künstler besondere Erwähnung. Sie wohnen in Jerez de la Frontera in der Nähe von Cádiz.
Der Erste, Pedro Ramirez Pazos, geboren im Jahre 1960, ist Autodidakt. Seine Kunst ist sehr subtil. Sein Barockstil gilt als eine Synthese der Stile von Castells und Mayo. Seine standfesten Figuren zeigen viel Bewegung, Detailfreude und Finesse sowie einen – sehr häufig vorkommenden - genau beobachteten Faltenwurf in den Kleidern. Der Figurenhersteller geht bei der Farbgebung so weit, dass er sogar die Abstufungen in der Wiedergabe der Stoffe darstellt. Er befasst sich hauptsächlich mit der Herstellung von Einzelstücken (19).
Der junge José Joaquim Pérez, der 1982 geboren wurde, ist der Jüngste unter den Figurenherstellern. Trotz seines jungen Alters erscheint sein Werk als sehr vielversprechend. Er widmet sich der Modellierung von „de palillo“-Figuren, hat aber auch Figuren orientalischen Stils serienmäßig angefertigt. Diese Figuren sind trotz ihrer kleinen Ausmaße voller Bewegung. Die Körperhaltungen sind sehr natürlich und innovativ, die Farben sind harmonisch. Man erkennt in seinen Werken den Einfluss und die Farbpalette von P. Ramirez (20).
Die Balearen
In Mallorca und auf den balearischen Inseln ist die traditionelle Form der Krippe aus der Volkskunst hervorgegangen. Die Krippen werden Siurells genannt. Sie wurden als tönernes Weihe- oder Beschwörungsobjet von den Töpfern hergestellt und in ihrer primitiven Form bei Zauberritualen verwendet. Sowohl der Stall als auch die Figuren sind bis ins Äußerste stilisiert und einheitlich weiß bemalt, eine Art Engobe (ein erdiger Überzug, der in der Keramik verwendet wird), und mit grünen und roten, manchmal auch schwarzen Pinselstrichen verziert. Einige Figuren vor der Krippe sind - zur größten Freude der Kinder -Pfeifinstrumente. Dieser seltsame Brauch ist nach E. Houtzager auf ein altes Weihnachtslied aus Mallorca zurückzuführen (21).
Auf der Inselgruppe findet man auch andere kleine Figuren aus unbearbeitetetem Ton, die sehr schlicht und nur ansatzweise geformt sind. Andere Figuren sind den volkstümlichen Figuren aus Portugal zum Verwechseln ähnlich. Dieses originelle Kunsthandwerk findet im übrigen Spanien nirgendwo seinesgleichen.
Fußnoten
(1) EHSER Stephanus, Concilium Tridentinum-, t. nonus, actorum pars sexta complectens acta post sessionem sextam usque ad finem concilii (17-IX-1562-
4-XII-1563), Friburgi Brisgoviae MCMXXIV, S. 1077 – 1079 - 25. Tagung, 1. Tag.
(2)BOGNER Gerhard, Das große Krippen-Lexikon, Geschichte. Symbolik. Glaube, Süddeutscher Verlag, München, 1981, S. 155.
(3) STEFANUCCI, Storia del presepio, Autocultura, Rom, 1944, S. 462. Diese Maßnahme beweist, dass sich der Krippenbrauch von Anfang an am Rande der Liturgie bewegt hat. In den Archiven der Kathedrale von Barcelona befindet sich die Beschreibung einer emaillierten Goldschmiedearbeit, die am Weihnachtstag auf dem Hauptaltar aufgestellt wurde. Dieses Werk ist laut GARRUT Josep Maria, Viatge entorn del meu pessebre, Barcelona, 1957, S. 55-56 in einem Verzeichnis von 1522 aufgeführt. STEFANUCCI, ibidem, gibt das Datum 1572 an. Beide sind sich jedoch darin einig, dass das Werk aus dem 14. Jahrhundert stammen muss. GARRUT, op. cit. zeigt auf S. 32 außerhalb des Textes die Abbildung einer in Alabaster gehauenen Darstellung der Geburt Christi aus dem 14. Jahrhundert, die von einem Altar stammt und im Kloster von Pedralbes aufbewahrt wird. Zur Krippe von Palma, vgl. BERLINER R., Die Weihnachtskrippe, Prestel Verlag, München, 1955, Fußnote 383, S. 196. Der Verfasser hat dieses Ensemble aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert wieder entdeckt. Seine Herkunft ist weitgehend unbekannt. Die Krippe ist in der Klosterkirche der Franziskaner S. Maria del los Angeles de Jesus aufgestellt und 1843 in ihren heutigen Rahmen, der Kirche des Hospitals von Palma, verlegt worden. Einige Teile, wie z.B. die Wolken, sind modernen Ursprungs. Diese Krippe, die aus dem Jahre 1480 stammen soll, soll italienischer, vielleicht neapolitanischer Herkunft sein. Ihr Stil weist in ihrer heutigen Zusammensetzung Ähnlichkeiten mit den permanenten Krippen aus Apulien auf, z.B. mit den Krippen von Stefano de Putignano, die um 1530 aufgestellt worden sind. Sie ist ein Geschenk des Kapitäns Domingo Jaccome aus dem Jahre 1536 als Dank dafür, dass er bei einem heftigen Sturm überlebt hat.
(4) Über Talarn, vgl. CARBONELL Ignasi, El mestre esculdor Domènec Talarn in "El Pessebre", die Zeitschrift der Krippenvereinigung von Barcelona, Nr. 9, 2003, S. 11-12. Talarn hat als einer der Ersten versucht, wieder einen historischen Rahmen zu schaffen. Es scheint als habe Pater Teixidor, ein seit 1877 bekannter Künstler und Zeitgenosse Talarns, den Begriff hebräisch, der in ganz Spanien die Werke orientalischen Stils bezeichnet, in einem verhöhnenden Sinne verwendet. Teixidor habe eine sehr persönliche Interpretation der Kleider gegeben, die anschließend von vielen Figurenherstellern aus Barcelona übernommen worden ist. Seit dieser Zeit pflegt man die Krippen, die die ländliche Typologie des 18. und 19. Jahrhunderts aufweisen, „a la catalana“ zu nennen, und die Werke orientalischen Stils „a la hebrea“. Vgl. BARRUTI Mila & VINYOLES Laura, Les figures del pessebre popular, Barcelona, 1980, S.95.
(5) Eine Chronik von Rafael d’Amat, Baron von Maldà, erwähnt 1786 einen Markt, der ganz klar der Krippe gewidmet ist: "...fira a devant en son carrer, de moltes casetes de pessebres, cabretes, palàcios del rei Herodes, figures de barro i cartró primoroses, d'imatges de sants i pastors, bous i mules i d'altres besties". ... Markt vor (der Kathedrale) und in ihren Straßen, zahlreiche Krippenkästen, Ziegen, Paläste des Königs Herodes, Figuren aus Ton und gepresstem Karton, Heiligen- und Hirtenbilder, Ochsen und Esel und andere Tiere. Vgl. Caloix de Sastre, Band II, S. 318. Dieses Dokument ist in vielerlei Hinsicht interessant: Es zeigt uns einerseits, dass Tonerde schon Ende des 18. Jahrhunderts bevorzugt wurde. Andererseits könnte der Begriff sant, Heiliger, womit hier wahrscheinlich die heiligen Personen gemeint sind, auch Miniaturbildnisse von Heiligen bezeichnen, die von Kindern beim Messe- oder Kapellenspiel verwendet wurde. In dieser Bedeutung stellt man demnach eine Analogie mit der Provence fest. Die erste Bedeutung des provenzalischen Wortes santoun bezeichnet diese Statuetten; erst nach und nach hat es die Bedeutung von Krippenfiguren angenommen. Vgl. BERTRAND Régis, Crèches et santons de Provence, Ausgaben A. Barhélemy, Avignon, 1992, S. 44. Die Bedeutung des Wortes casetes bleibt jedoch unklar. Handelt es sich hierbei um eine Art Bogenkrippe, wie diejenigen, die im 19. Jahrhundert in der Provence Verbreitung gefunden haben, oder wahrscheinlicher um permanente Kompositionen, die in einem Glaskasten zusammengestellt wurden? Diese Beschreibung steht im Gegensatz zur „volkstümlichen“ Krippe, die zu dieser Zeit schon in Mode war.
(6) GARRUT Josep Maria, S.121 ff. Der Autor bezeichnet Molinié etwas salopp als den „Newton der Krippenkunst“, weil er aus dem Zufall, aus der Beobachtung und aus der Gelegenheit des Augenblicks eine Technik entwickelt hat, die er anschließend meisterhaft zur Anwendung gebracht hat.
(7) Eine konkrete Vorstellung über diese Verbreitung gibt der letzte Jahresbericht der Un-Fœ-Præ (Weltkrippenverband), der in Rom im Juni 2003 veröffentlicht wurde: Auf Seite 4 erwähnt er – und dies nur für den Verband der Pessebristes von Katalonien, dem 42 örtliche Vereinigungen angeschlossen sind, ohne die von Barcelona, die die größte und älteste ist - 882 Dioramen, die von 836 Krippenbauern für Weihnachten 2002 geschaffen wurden! Mehr als 300.000 Personen haben diese Dioramen besucht.
(8) AMADES Joan, El Pessebre, 1959. Eine erste vollständigere Ausgabe stammt aus dem Jahre 1935, ist jedoch kaum noch auffindbar.
(9) Über Carratalà, vgl. COMALAT i PLANES Antoni, El somni d'un figuraire in El Pessebre, Zeitschrift der Krippenbauer von Barcelona, Nr. 6, 2001, S. 40-42. Zum Verzeichnis der in den Dioramen dargestellten Weihnachtstraditionen: vgl. Ignasi CARBONELL i GOMIS, Les traditions de Noël et la crèche, Barcelona, 2002, interessanter Sonderdruck der Vereinigung der Krippenbauer, 2 nummerierte Ausgaben in Französisch und in Katalanisch.
(10) Die Castells und ihre Werke werden in vielen Veröffentlichungen erwähnt. Der Beitrag von COMALAT i PLANES, La nissaga dels figuristes Castells, in El Pessebre, Nr. 6, op. cit. S. 36-39 gibt eine gute Übersicht über die stilistische Entwicklung und den Stammbaum der Familie.
(11) L'homenatge al figuraires catalans, in El Pessebre, Nr. 4, 1997 , S. 24.
(12) CARBONELL i GOMIS Ignasi, La nissaga dels mestres figuristes Muns, in El Pessebre, Nr. 9, 2003, S. 23-25.
(13) Der Caganer ist eine umstrittene Figur, der man oft in den volkstümlichen Krippen begegnet und die unterschiedlich interpretiert worden ist. Es ist nicht ganz korrekt, seine Entstehung den Vidals zuzuschreiben, wie einige Autoren es versucht haben. Richtig ist, dass die Gebrüder Vidal für eine weite Verbreitung dieser Figur gesorgt haben. Die Figur selber gibt es aber schon seit dem 18. Jahrhundert. Auch in der neapolitanischen Krippe ist sie vorhanden. Sie taucht in den Zeiten der Religionskrisen auf, was mit einem wieder auflebenden Interesse für die Krippe einhergeht. Ihre Deutung ist grundverschieden, je nachdem ob sie sich hinter einer Mauer versteckt oder ihren Hintern der Heiligen Familie zuwendet. Manche sehen hier auch eine Allegorie zum Tod, der keinen Unterschied zwischen Armen und Reichen macht, genau wie es auch beim Darmentleeren ist. Vgl. SOLER i AMIGÓ El Pessebre, una mirada al simbols, in El Pessebre, Nr. 4 S. 19. Es ist auch ein Hinweis darauf, dass der Kreislauf des Lebens weitergeht, trotz der Bedeutung des Ereignisses. Andere sehen in dieser Figur ein Fruchtbarkeitssymbol mit der Fähigkeit, die Erde zu düngen, die Krippe des nächsten Jahres und das Wohl der ganze Familie zu gewährleisten. Die Figur in der Krippe aufzustellen, hieße demnach um Glück zu bitten. Vgl. BARRUTY & VYNIOLES, op. cit. S. 77-78.
(14) Über Olot, vgl. El Belén historia, tradición y actualidad Sammelausgabe, die in Madrid zum 14. Internationalen Kongress der Un-Fœ-Præ veröffentlicht wurde, Madrid, 1992 S. 118-122.
(15) Salzillo su arte y su obra en la prensa diara, Sammelausgabe, Academia Alfonso X el Sabio, Museo Salzillo, Murcia, 1977. Zur Krippe im Besonderen, vgl. La crèche de Salzillo, dreisprachige Sammelausgabe, Spanisch, Französisch, Niederländisch, Ausstellungskatalog, Institut Cervantes in Brüssel in Zusammenarbeit mit der autonomen Gemeinschaft der Region Murcia, Dezember 2001.
(16) Asociacion de Belenistas de Jerez, Los Nacimientos Jerezanos, Tecnicas de construccion, Sammelausgabe, 2. Ausgabe, Juni 1996, S.38.
(17) ibidem, S.41
(18) ibidem, S. 40-41. Das in dem Buch erwähnte Geburtsdatum 1879 ist falsch. Hier sei erwähnt, dass die meisten dieser biografischen Notizen mit meinen persönlichen Anmerkungen ergänzt wurden, die ich vor Ort bei den Künstlern, Museen und verschiedenen örtlichen Vereinigungen der Krippenfreunde zusammengetragen habe. An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich bei Ignasi Carbonell i Gomis, dem ehemaligen Präsidenten der Vereinigung der Pessebristes von Barcelona für seine Hilfe, seine Hinweise und seine freundschaftlichen Ratschläge zu bedanken.
(19) Los Nacimientos Jerezanos, op. cit. S. 42.
(20) MORALES Enrique, Entrevista a un joven artista de los años 2000: José Joaquim PÉREZ in Anunciata, Revista de la Federación Española de Belenistas, Nr. 6, Oktober 2000, S. 40-41.
(21) ..en legden Hem in een kribbe, Kerststallen en kribbe uit de collectie Elisabeth Houtzager, Ausstellungskatalog, Heilig Land Stichting, Bijbels Openlucht Museum, Nijmegen, 1988, S. 46 Fußnote 16.